Mit kleinen Molekülen gegen Infektionskrankheiten

Konstanzer Forschung zum Populationsverhalten von Bakterien wird durch das Emmy Noether-Programm gefördert

Mit Dr. Thomas Böttcher hat die Universität Konstanz einen weiteren Emmy Noether-Stipendiaten. Der Chemiker kann für seine Forschung auf rund 1,7 Millionen Euro zurückgreifen, die ihm das Emmy Noether-Programm für die kommenden fünf Jahre zur Verfügung stellt. Finanziert wird damit eine von Thomas Böttcher geleitete Nachwuchsgruppe, zu der noch drei Doktoranden gehören. Ihr zentrales Thema ist der Einfluss bestimmter kleiner Moleküle auf das Populationsverhalten von Bakterien. Damit trägt die Nachwuchsgruppe zur Erforschung bakterieller Infektionskrankheiten und in der Folge zur Entwicklung potentieller Wirkstoffe für deren Behandlung bei. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgelegte Emmy Noether-Programm fördert die frühe Selbstständigkeit von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.

Bakterien werden heute nicht mehr als individuelle Zellen betrachtet, sondern als multizelluläre Einheiten, die ihr Verhalten als Populationen koordinieren. Auch die Mehrheit aller bakteriellen Infektionskrankheiten wird durch das koordinierte Verhalten von ganzen Bakterienpopulationen verursacht. Die von der Nachwuchsgruppe aus Mikroorganismen isolierten kleinen Moleküle können dieses Verhalten der Bakterien modifizieren und manipulieren. Sie sind nicht nur als Werkzeug für die chemische Biologie geeignet, sondern auch zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Thomas Böttcher ist Anfang März nach einem dreijährigen Postdoc-Aufenthalt an der Harvard Medical School in Boston, USA, an die Universität Konstanz gewechselt. Die enge Kooperation der Fachbereiche Biologie und Chemie an der Universität Konstanz war für dafür entscheidend. „Meine Gruppe ist sehr interdisziplinär zwischen Chemie und Biologie angesiedelt. Deshalb spielt der Forschungsverbund Chemische Biologie mit der Graduiertenschule Chemische Biologie für uns eine sehr wichtige Rolle“, erklärt der Nachwuchsgruppenleiter, der Mitglied im Zukunftskolleg der Universität Konstanz ist.

Thomas Böttcher hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Chemie und Biochemie studiert und wurde dort in der organischen Chemie promoviert. Aus seiner Doktorarbeit entwickelte sich ein Startup, das er ein Jahr lang leitete, bevor er nach Boston ging.